Gebunden sein und trotzdem online – in Singlebörsen – nach anderen Frauen Ausschau halten – das machen viele Männer. Meist werden bei einem solchen fiesen Spiel beide Frauen betrogen: diejenige, die beim Online-Dating ernsthaft nach einem Partner Ausschau hält UND die Partnerin an der Seite des Mannes. Durch unser Portal www.wen-datet-er-noch.de hören wir nahezu täglich viele haarsträubende Geschichten, die Frauen dahingehend widerfahren sind.
Ein wenig anders verhält es sich, wenn sich Leute in Internet-Portalen für Sexabenteuer tummeln.
Hier ist die Tatsache, dass der andere zumeist gebunden ist, bekannt und meistens kein Thema. Wie fies solche Affären dennoch manchmal daher kommen, schildert Gastautorin Katharina. Hier ihre Geschichte:
Beim Thema Untreue gibt es ja gefühlt fünf Milliarden Meinungen. Vor allem, wenn es um die Gründe geht, warum jemand fremdgeht.
Viele Experten – oder die, die sich dafürhalten – vertreten die Meinung, dass in der Beziehung etwas nicht gestimmt hat, wenn es dazu kam, dass einer der beiden untreu wurde.
Das aber ist – meiner Meinung nach – ein Riesen-Irrtum. Manche Männer tun es einfach „aus Spaß an der Freude“, auch wenn die Beziehung okay ist.
Und da es hier ja ausschließlich um die Untreue der Männer geht, möchte ich mit einem entsprechenden Beispiel aufwarten und über meine Erfahrung mit diesem Thema berichten.
Vor einigen Jahren lebte ich bewusst als Single.
Ich hatte beruflich einen Job, der mich sehr forderte, mir aber riesigen Spaß machte und zudem mit häufigem Reisen und abendlichen Terminen verbunden war. Mir einen Partner zu suchen, versuchte ich dann und wann schon – meist über Online-Dating. Da ich aber meistens nur Flops erlebte und sich die Dates aufgrund meines beruflichen Pensums kompliziert gestalteten (langwierige Planung, nichts spontan, usw.) ließ ich das bald sein.
Irgendwann empfahl mir eine andere Singlefreundin das Portal „poppen.de“. Sie hätte dort, nach eigener Aussage, einen Lover für eine unkomplizierte Sexaffäre gefunden.
Nun, zugegeben: der Name des Portals klingt unglaublich primitiv und niveaulos, aber aus Neugierde meldete ich mich seinerzeit tatsächlich an. „Eine unkomplizierte Affäre“ so dachte ich „kann FRAU sich doch mal gönnen“. Zumal ich mich zu diesem Zeitpunkt sowieso schon mit meinem Single-Status arrangiert hatte und den noch eine Weile ausleben wollte.
Aber was sprach gegen eine temporäre Affäre? Eigentlich nichts.
Zudem – so dachte ich – sind dort sicherlich auch viele Singlemänner unterwegs, die noch nicht die passende Partnerin gefunden haben oder vielleicht auch getrennt sind und – wie ich – das Singleleben so schlecht gar nicht finden.
Also schritt ich zur Tat und meldete mich an.
Als erstes füllte ich mein Profil aus und machte ein paar Angaben zu meiner Haarfarbe, meiner Größe, meiner Figur. Ein Bild lud ich auch hoch, aber eines, wo ich nicht zu erkennen war, denn das wäre mir dann doch schon zu weit gegangen.
Als ich damit durch war, trudelten schon die ersten Nachrichten ein. Viel primitive Anmache war darunter, aber durchaus auch nett-charmant geschriebene Mails.
Ich sondierte erst mal, scrollte mich durch die männlichen Profile und surfte so umher.
Irgendwann kam ich mit Daniel in Kontakt. Er wirkte sympathisch, sein Profil gefiel mir und ich antwortete ihm auf seine Mail. Darauf folgte der übliche Ablauf: Mails und Chats, manchmal bis in die Nacht hinein.
Da der Sinn des Portals klar war und man(n) nicht unendlich Zeit verschwenden wollte, telefonierten wir recht rasch. Daniel lebte ganz in der Nähe von mir, in meiner Stadt, und schon für die nächsten Tage vereinbarten wir ein Treffen.
Zum ersten Beschnuppern fiel die Wahl auf ein italienisches Restaurant. Wir trafen gleichzeitig davor ein und waren uns auf Anhieb sympathisch.
Daniel gefiel mir gut, er passte – wie man so sagt – in mein Beuteschema. Auch er war angetan von mir, weshalb wir den Abend im Restaurant nicht allzu lange ausdehnten, sondern nur eine kleine Vorspeise nahmen und nach einer guten Stunde schon zu ihm fuhren. Daniel wohnte in einem geräumigen Haus am Stadtrand. Bei ihm eingetroffen, öffnete er eine Flasche Champagner und kurz darauf waren wir schon am Küssen.
Nur wenig später landeten wir – natürlich – zusammen im Bett.
Danach machten wir es uns gemütlich und plauderten. Daniel erzählte mir, dass er seit 1 ½ Jahren geschieden ist und überraschte mich dann mit der Nachricht, dass er seit einigen Monaten eine neue Freundin hat, mit der er aber nicht zusammen lebt. Ich war etwas pikiert.
Natürlich haben wir uns nicht auf einer Plattform gefunden, auf der sich einsame Herzen für eine feste Partnerschaft finden wollen, aber irgendwie hatte ich angenommen, dass auch er Single sei.
Er erzählte mir nicht viel von seiner Freundin, nur dass sie eine erfolgreiche Architektin sei.
Von seiner Exfrau und seinem früheren Leben hingegen erzählte er mir eine ganze Menge. Dass es in seinen Augen seine damalige Frau war, die die Scheidung forcierte, dass sie wahrscheinlich zu jung geheiratet hätten, und, und, und….Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er die ganze Sache noch gar nicht richtig verarbeitet hatte. Auch dass er noch in dem einst gemeinsamen Haus lebte, schien mir ein Grund dafür zu sein, dass er nicht loslassen konnte.
An diesem Abend plauderten wir noch bis spät in die Nacht, dann fuhr Daniel mich heim.
Von da an trafen wir uns öfter mal, die Abend liefen meist nach dem gleichen Schema ab: zusammen Essen gehen, danach gemeinsam im Bett landen, bei einem „Wein danach“ plaudern. Wie schon beim ersten Mal thematisierte Daniel sein Ex-Beziehung auch bei den folgenden Treffen.
Über seine aktuelle Freundin indes redete er so gut wie nie, das wenige, was er über diese Beziehung verlauten ließ, ließ darauf deuten, dass er die Partnerschaft als angenehm empfand.
„Meinst Du nicht, die Sache hier mit mir könnte auffliegen?“ – fragte ich ihn einmal. „Ich denke nicht, denn immer wenn wir uns treffen, ist sie mit ihren Freundinnen in der Sauna, immer Mittwochs“.
Ich war irritiert. Zum einen hatte ich bis dato gar nicht realisiert, dass wir uns tatsächlich stets an einem Mittwoch getroffen hatten (das hatte Daniel meist geschickt so eingefädelt) und zum anderen fand ich es schon ein starkes Stück, dass er ihre Wellnesstage für`s Fremdgehen nutzt.
Ich war sehr nachdenklich an dem Abend. Irgendwie fühlte sich das Ganze mit einem Mal schaal und schlecht für mich an.
Das Gefühl hielt die ganze Nacht über, in der ich bei Daniel schlief, an und sollte noch seine „Krönung“ erreichen.
Am nächsten Morgen nämlich, als ich mir in Daniels Diele die Schuhe anzog, fiel mein Blick auf einen Bilderrahmen, der mir zuvor noch nie aufgefallen war.
Auf dem Foto darin Daniels Freundin, zusammen mit ihm – in inniger Umarmung. Eine hochattraktive, sympathische, Frau, mein Alter.
Ich war wie vor den Kopf gestoßen und binnen einer – gefühlten – Milisekunde fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache? Wut stieg in mir hoch. Auf Daniel. Was war er nur für ein mieser Typ!
Hatte noch nicht mal seine Scheidung verdaut und geht – sozusagen als Psycho-Pflegefall – danach gleich wieder auf die Pirsch, angelt sich eine neue Freundin UND hat wenig später nichts anderes zu tun, als im Sex-Portal nach einer Frau für eine Affäre zu suchen.
Die ganze Sache widerte mich von jetzt auf gleich nur noch an.
Daniel freilich ahnte nichts von dem, was in meinem Kopf vorging. Er kam fröhlich pfeifend aus dem Bad und schlüpfte in seine Schuhe, um mich heim zu fahren.
„Es ist aus, Daniel“ – schleuderte ich ihm entgegen. Daniel schaute mich an, als wäre ich ein Geist. Er machte seinen Mund auf und gleich wieder zu, wie ein Fisch und starrte mich an. Am liebsten hätte ich ihm eine gescheuert.
Stattdessen stürzte ich zur Tür und rannte, als wäre der Teufel hinter mir her. Wie durch Watte hörte ich Daniel rufen, was er sagte, war jedoch nicht mehr zu verstehen. Es interessierte mich auch nicht.
Ich rannte weiter durch die gediegene Einfamilienhaussiedlung, unter deren Dächern das Leben längst nicht immer so verläuft, wie die hübschen Fassaden es glauben machen wollen.
Irgendwann verlangsamte ich meine Schritte und kam zum Stehen. Ich war außer Atem, mein Gesicht glühte. Wo genau ich mich befand, wusste ich nicht, aber glücklicherweise hatte ich meinen Lauf genau unter einer Straßenbeschilderung gestoppt. Ich rief mir ein Taxi.
Schon kurz darauf hielt es vor mir, mit quietschenden Bremsen. Wahrscheinlich war es gerade in der Gegend hier unterwegs.
Erleichtert auf der ganzen Linie stieg ich ein. Seelisch erleichtert, moralisch erleichtert und emotional auch.
Ich fuhr mit der gelben Droschke nicht nur meiner Affäre davon, sondern irgendwie auch einem neuen Lebensgefühl entgegen, auch wenn ich das nicht so richtig in Worte fassen kann.
Fakt ist: mein Profil auf dem Sexportal habe ich umgehend gelöscht und meine lockere Einstellung zum Thema „Affäre“ gleich mit.
Nie wieder!
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