Frau lässt sich trösten

Es gibt wohl kaum ein zweites Thema, das so polarisiert wie das Fremdgehen von Frauen und die männliche Untreue. Die einen ordnen derlei Verhalten in die Rubrik „Kavaliersdelikt“, für andere wiederum ist diese Art Betrug das Letzte und sie trennen sich von einem untreuen Partner oder würden dies bei einem Betrug tun. Dennoch tauchen – gefühlt stündlich – immer wieder Meldungen auf, die das Treiben der Fremdgeher relativieren, verharmlosen oder die Untreue gar als „natürlich“ deklarieren wollen. Bezeichnend dafür ist dieses Netzfundstück, das mir dieser Tage online unterkam. Ein Mann beklagt darin, dass er seine Frau zwar sehr liebt und sich auch mitnichten trennen möchte, aber eben Lust auf andere Frauen hat.

Fremdgeher bekommen oft Sympathiebekundungen

Die Antwort, die er – von so einer Art Kummerkastentante – erhält, ist sehr lang, einen Auszug jedoch möchte ich zitieren – nämlich den Absatz, wo der Untreue ganz offensichtlich mal wieder der Mantel der Unschuld umgehangen werden soll.

Lesen Sie mal (Auszug aus „blog.derbund.ch“):

„Statistiken belegen, dass prozentual gesehen der Seitensprung Normalität ist. Trotzdem hegen wir in der heutigen Gesellschaft die Tendenz, Fremdgeher zu stigmatisieren. So muss Ihre Frage wohl eher lauten: Wieso hat die Gesellschaft diese Diskrepanz kreiert? Denn eine Mehrheit bewertet das Fremdgehen als eine negative Handlung, die in einer Partnerschaft keinen Platz hat. Warum nun halten wir das Dogma der sexuellen Monogamie für tauglicher und akzeptabler als das Ausleben des natürlichen sexuellen Triebs? Klar ist in der Sexualwissenschaft nur: Die Lust an der Untreue ist ein omnipräsentes Thema, das nicht verschwindet. Mehrere Forschergruppen beschäftigen sich seit längerem damit. Vor allem evolutionsbiologische Erklärungsansätze liefern Argumente: Ganz grob gesehen, geht es um Nutzenoptimierung; bei der Frau bezüglich ökonomischer und erziehungstechnischer Ressourcen. Und beim Mann geht es um die erweiterte Verbreitung des genetischen Materials. Wir Forscher verfolgen zudem heute einen Ansatz, bei welchem wir Untreue in sexuelle Untreue, romantische Untreue und sexuell-romantische Verwicklung unterteilen.“

Statistisch gesehen soll also die Untreue Normalität sein.

Nun, bei Statistiken und Studien sollte man generell vorsichtig sein. Zu realitätsfern sind sie oft und zudem meist schon kurze Zeit später veraltet, überholt oder gar gegenteilig belegt.

Großteil der Männer untreu? Eher nicht.

Denn – obwohl wir uns seit Jahren mit der Untreue beschäftigten und viele Erfahrungsberichte von betrogenen Frauen hören -: dass der Großteil der Männer untreu ist, denken wir nicht.

Es sind sehr, sehr, sehr viele Männer, die fremdgehen – ja. Aber demgegenüber stehen unzählige Paare, wo keiner von beiden das Bedürfnis nach fremder Haut hat.

Leider wird das im medialen Kontext häufig anders dargestellt und das Fremdgehen fast zum „Lifestyle“ hochstilisiert. Immer mit dem Unterton des Verständnisses, das Fremdgehern vor allem in den Medien entgegen gebracht wird.

Mal ist es die „moderne, flexible“ Gesellschaft, durch die eben Seitensprünge passieren, mal das „langweilige Beziehungsleben“ aus dem man(n) doch gut und gerne mal ausbrechen darf.

So konkret schreibt das natürlich niemand, aber der Sound dazu hört sich genau SO an.

Werbekampagnen für Seitensprungportale gehören zum Alltag

Gut erkennbar ist das bei den vielen Webekampagnen für Seitensprung-Portale. Also Websites auf denen gebundene Männer oder Frauen ganz in Ruhe nach jemandem zum Fremdgehen Ausschau halten können. Die – oftmals kreative gestalteten – Werbekampagnen solcher Portale werden häufig von unterschiedlichen Medien aufgenommen, es wird darüber berichtet. Meist in einem verharmlosendem Stil, so als wäre es nur eine Werbung für einen Wellnessurlaub.

Nur zu oft wird dabei vergessen, wie viel Leid ein Seitensprung oder – schlimmer noch – ein Doppelleben, wenn denn alles auffliegt, über die betroffenen Menschen bringen kann. Oft sind es ganze Familien, die auseinanderbrechen, Kinder verlieren durch Trennungen ihr gewohntes (familiäres) Umfeld, häufig sind auch gemeinsame Firmen betroffen, die den Bach runter gehen.

Fremdgehern – männlich wie weiblich – deshalb offene (oder verdeckte) Sympathien entgegen zu bringen, ist deshalb sowohl im Privat- als auch im öffentlich-medialen Bereich absolut nicht angebracht.

Vielleicht müssen ja auch DIE Leute, die die Untreue als Kavaliersdelikt betrachten, aber ja auch selbst erst mal die Erfahrung machen, betrogen, hintergangen und belogen zu werden.

So mancher hat dann nämlich seine Meinung daraufhin schon geändert!

Herzlichst,

Linda-Tabea Vehlen

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Datei: #99573243 | Urheber: Adam Gregor

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