Junges Paar beschäftigt sich mit Smartphones„Freunde mit Extras“, „Mingles“, offene Beziehung oder gar nur eine „Online-Beziehung“ – in unserer Zeit werden permanent neue Beziehungsmodelle beschworen, die erst als Trend propagiert werden und von denen man später nichts mehr hört und liest.

Entweder weil es nur ein nichtssagender Hype war oder weil derlei Beziehungsarten tatsächlich in den Alltag mancher  Zweisamverbindung eingezogen sind.

Viele dieser neuzeitlichen „Modellversuche“, eine Partnerschaft zu leben, spiegeln den Versuch wider, dem Treueansatz zu entkommen oder / und die unendlichen Möglichkeiten, die offline und online in Sachen Kontakte, Erotik, Sex, Bekanntschaft und Beziehung geboten werden, wahrzunehmen. Ich selbst kann mich für keines der „Modelle“ erwärmen und bevorzuge noch immer die fast altmodisch anmutende, ganz normale, Partnerschaft. Und hoffe, dass ich damit nicht zur aussterbenden Gattung derer gehöre, für die Treue, Ehrlichkeit und Vertrauen das A und O eine Beziehung sind. Denn es naht nun schon der nächste „Beziehungstrend“ – die Komplizenschaft!

Was einem vor dem geistigen Auge eher die Olsenbande hervorruft denn eine Möglichkeit oder Vorstellung, so eine Beziehung zu leben.

„Komplizenschaft“ – das klingt nach Gaunern, Kleinkriminellen, Gangs….Eher keine Parameter, die zum Zwischenmenschlichen gehören…!

Die Verfechterin dieses Ansatzes heißt Johanna Merhof und publizierte einen entsprechenden Artikel mit der Überschrift „Treue – lasst uns Komplizen sein“.

Der Hintergrund, warum sie dies als Beziehungsideal preist, gleicht dem, was tagtäglich durch die mediale Welt wabert: „die Leute von heute wollen Unverbindlichkeit in Beziehungen. Treue ist ja angeblich sowieso überholt, erotische Kicks holt man sich durch private Sexpartys und Eifersucht sowie Ansprüche an den jeweils anderen sind doch `eh so was von gestern….“. Erinnert alles an das „Generation-Y“-Geseihe, nach dem Motto: „diese Generation scheitert lieber bewusst viermal als einmal, sucht sich die Chefs aus, statt umgedreht und hält sich im Leben sowieso alle Optionen offen, Zwischenmenschliches inbegriffen“.

Bei allem Respekt vor dem Zeitgeist – ich sage nur: die sogenannte „Generation Y“ wird sich wundern! Spätestens wenn der dritte Job hingeschmissen ist, weil Chefs auch heute noch den Anspruch haben, führen zu wollen und mitnichten in jedem Büro ein Kicker steht und die „neuen Unverbindlichen“ zusehen müssen, wie sie mit der Konsequenz des ach so hippen Scheiterns – sprich: ein paar hundert Euro vom Jobcenter – klar kommen, wird sich die Sichtweise dieser Leute ändern.

Aktuell aber gilt es als chic, über vermeintlich alte Werte zu lästern, zu lachen über Leute, die treue Partner bevorzugen, Swingerclubs im Leben nicht betreten würden und sich sogar noch romantischen Liebesschwüren hingeben. Viele vergessen, dass das – immer noch! – die Mehrheit ist..!

So sieht die Autorin des „Komplizen-Artikels“ denn auch die Monogamie als Besitzanspruch und die Beziehung als selbst gewähltes Gefängnis. Nun – vielleicht hat sie ja entsprechende Erfahrungen gemacht, aber die Monogamie und Beziehungen per Se zu verdammen – das kann es auch nicht sein.

Es wird heutzutage kaum einen geben, der in eine Beziehung geht und stündlich auf die Einhaltung der Treue pocht. Diejenigen, die wirklich feste Partner suchen, setzen das einfach voraus. Und das dürfen sie auch. Klar, böse Zungen reden dann hier wieder von einem „Anspruch“, den es so nicht geben darf und der ja von vornherein schon einengt.

Nur: dürfen Liebende keine Ansprüche (an die Beziehung) haben? Man hat für so vieles im Leben Ansprüche, dort ist das alles legitim, aber wehe, die Treue wird als ein Anspruchskriterium in Partnerschaften genannt! Da gehen diejenigen, die feste Bindungen und Treue am liebsten `eh abschaffen wollen, gleich auf die Barrikaden.

Und fragen – wie Frau Merhof – was denn ist, wenn einer der Beziehungspartner bald wieder jemand anderen anziehend findet?

Nun: das ist dasselbe wie mit den Ansprüchen. Nahezu bei allen Dingen im Leben ist es so, dass bald schon wieder neue, bessere Dinge hinterherkommen. Irgendwo wird es immer eine schönere Wohnung, ein tolleres Haus, das schickere Auto, ein traumhafteres Kleid geben. Nur: verlassen Leute stehenden Fußes ihr Domizil, nur weil einen Kilometer weiter ein schöneres Haus angeboten wird? Lege ich mir ein neues Auto zu, nur weil soeben ein neues Modell auf den Markt gekommen ist?

Derlei Agieren dürfte die Seltenheit sein. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem eine Menge Leute gibt, die so oder ähnlich verfahren.

Vor allem nimmt die Anzahl der Menschen zu, die immer wieder einen neuen Kick suchen, beziehungstechnisch gesehen. Die gehen sehr wohl in Singlebörsen, obwohl sie gebunden sind, drehen flirtend nach anderen Leuten den Kopf, obwohl sie erst frisch in einer Beziehung sind. Das permanente „Angebot“, sowohl im Netz durch das Online-Dating als auch im richtigen Leben, wo das mobile und flexible Leben angesagt ist, machts möglich.

Und weil eben viele Leute, vor allem Männer, solche Möglichkeiten wahrnehmen, wird online gedatet, obwohl daheim die Partnerin sitzt, geben sich männliche Zeitgenossen in der Singlebörse als solo aus oder bauen Business-Typen, die oft auf Geschäftsreise sind, über längere Zeiträume Parallelbeziehungen zu anderen Frauen auf. Nicht zuletzt gibt es aufgrund dieses Verhaltens www.wen-datet-er-noch.de – denn dort, wo es –zig Möglichkeiten zum Lügen und Fremdgehen gibt, gibt es auch ein Pendant, das Lügner- und Fremdgeher-Aufdeckportal – speziell für Frauen wurde aufgrund dieser Problematik konzipiert.

Aber zurück zum Thema:

im besagten GLAMOUR-Artikel schimmert immer wieder ein wenig die Belustigung und Herablassung denen gegenüber durch, die eben doch noch auf das herkömmliche Beziehungsmodell setzen: eine feste, von Treue geprägte, Partnerschaft.

Leider haben diesen Tenor in letzter Zeit immer mehr Artikel. Was nicht heißt, dass einige Ansätze in derlei Zeilen nicht auch nachdenkenswert oder realistisch sind – klar! Ich finde es halt nur schade, wenn solche Beiträge suggerieren, dass es altmodisch gilt, an die große Liebe, die Treue und auch an eine lebenslange partnerschaftliche Verbindung zu glauben. Dass es nicht wenige sind, die genau das tun, beweisen die kleinen Schlösser, die Pärchen als Zeichen ihrer Verbundenheit in vielen Städten – national und international – an Brücken befestigen.

Für die Verfasserin des GLAMOUR-Artikels sind sie jedoch schlicht „Albtraumsymbole“. Und – wie sie als Metapher zur Beziehung beschreibt – sie (die Schlösser) können je sowieso geknackt werden. Klar – jede Beziehung kann „geknackt“ werden, sprich: in die Brüche gehen. Man solle aber nicht im Vorfeld schon deren Ende propagieren, denn gerade in Zeiten wo Untreue, schnelle und oft heimliche Online-Kontakte und die Unart vieler Männer, mehrere Eisen parallel im Feuer zu haben, zunehmen, kehren die allermeisten zu den als vermeintlich altmodisch geltenden Tugenden gern zurück.

Und wollen ganz klar eines: einen treuen Partner. Und keinen Komplizen.

Eine gute Beziehung hat `eh viele Facetten: von der Liebe über die Freundschaft bis hin zum eingeschworenen Teamgeist.

Klar werden jetzt die Beziehungs-Skeptiker wieder rufen „das ist unmöglich – eine einzige Beziehung kann nie so vieles oder gar alles bieten!“ . Sich mit diesen Argumenten auseinanderzusetzen, ist wiederum ein anderes, ganz eigenes, Thema. Belassen wir es hiermit zunächst einmal dabei, eine Lanze für feste und treue Partnerschaften zu brechen!

Herzlichst,

Linda-Tabea Vehlen, auf Facebook unter https://www.facebook.com/lindatabea.vehlen

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