„Mit heute Abend – das wird nichts, mir ist was dazwischen gekommen, melde mich!“. Eine SMS in diesem Stil ist nicht ungewöhnlich in einer Datingphase, in der man mit dem neu kennengelernten Mann aus der Singlebörse Zeit verbringen möchte.
Und leider ganz und gar nicht ungewöhnlich ist es auch, dass hinter solchen Nachrichten oftmals eine Lüge steckt und er das Date aus anderen Gründen absagt.
So oder ähnlich beginnen viele Erfahrungsberichte von Frauen, die wir im Zusammenhang mit unserem Lügner- und Fremdgeher-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de kennenlernen oder mit denen ich direkt am Telefon, im Rahmen einer Beratung, spreche.
Wie Jana aus Süddeutschland, deren Fall exemplarisch für Millionen von Frauen, die einen Mann aus dem Internet daten, stehen dürfte. Und zwar weltweit.
Denn auch sie bekam – nachdem sie schon mehrere Wochen einen Mann datete, den sie im Internet kennengelernt hatte – eine solche Nachricht. Am Nachmittag eines Tages, an dem sie mit IHM, dem Datingkandidaten (nennen wir ihn Holger), abends ausgehen wollte.
„Na ja – kein Beinbruch“ dachte sich Jana und plante ihren Abend daheim.
Irgendwann am späten Nachmittag rief ihre Freundin, Katrin, sie an. „Du und der Holger, seid ihr eigentlich noch in Kontakt?“ fragte sie. Jana verstand nicht, was sie meinte.
„Na ja“ rückte ihre Freundin dann mit der Sprache raus, „ich habe Holger soeben in der Stadt gesehen, mit einer Frau. Den Eindruck, dass sie seine Schwester ist, hatte ich – ehrlich gesagt – nicht!“.
Jana war wie vor den Kopf gestoßen und erzählte ihrer Freundin, mit der sie nur aller paar Wochen mal telefonierte, dass Holger und sie sogar schon in einer fortgeschrittenen Kennenlernphase waren.
„Du –da musste das aber mal klären“ riet ihr Katrin, „das heute in der Stadt, das sah aus wie ein Date!“.
Wie betäubt blieb Jana nach dem Telefongespräch zurück und konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen. Fünf- oder sechsmal hatten Holger und sie sich in den vergangenen Wochen bereits getroffen. Obwohl – bis auf kleinere Küsse – noch keine tiefergehenden Intimitäten stattgefunden haben, so hatte Jana dennoch das Gefühl, dass Holger es ernst meinte und er auf dem besten Wege war, mit ihr in eine feste Beziehung zu starten.
Für Jana hatte es sich eigentlich schon ein bisschen wie eine feste Beziehung angefühlt. Nicht zuletzt, weil Holger in vielen Zusammenhängen die Fortsetzung ihrer Verbindung betonte und bei vielen Angelegenheiten sogar schon in die gemeinsame Zukunft plante.
„Nächstes Ostern in Verona hier – gemeinsamer Weihnachtsbesuch bei seiner Oma an der Küste da“ – so lauteten nicht selten Holgers Ansagen in den vergangenen Wochen.
Sie hatte ihn im Internet, in einer Singlebörse, kennengelernt und sich gleich ein wenig in sein Foto verliebt. Brauner Wuschelkopf, warme, braune Augen – etwas an ihm erinnerte an den Schauspieler aus dem Kinderfilm „Timm Thaler und das verkaufte Lachen“, den sie als kleines Mädchen so gern gesehen hatte.
Der Eindruck, beim Online-Dating, an einen sympathischen Typen geraten zu sein, verfestigte sich, als sie einen intensiven Mailaustausch begannen und kurz darauf auf Telefonate umstiegen.
Holger wohnte nicht weit weg von ihr, hatte ähnliche Interessen und dachte in vielen Dingen, wie sie. Entsprechend aufgeregt war sie vor dem ersten Treffen. Das wäre allerdings nicht nötigt gewesen, denn es schien von Anfang an zu passen.
Sie redeten stundenlang – bis das Café, das sie sich für`s 1. Date ausgesucht hatten, schloss. Sie zogen weiter, in die Nacht, in weitere Bars – der Abend schien niemals zu enden…!
Als Holger sie irgendwann – zwei Uhr morgens war es längst durch – nach Hause brachte, ging sie wie auf Wolken und wusste, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Dass es ihm ähnlich ging – daran hatte sie keinen Zweifel. Er simste umgehend, gleich verbunden mit der Frage, „wann er sie wiedersehen könne?“.
Seit dem Treffen im Café waren etwas mehr als vier Wochen vergangenen, in denen sie sich regelmäßig getroffen hatten. Sahen sie sich nicht, gab es lange, intensive Telefonate, in denen sie sich immer viel über ihr jeweiliges Leben erzählten.
Wie passt das zusammen mit der Entdeckung, die Katrin ihr übermittelte?
Der Nachmittag ging ins Land, es wurde Abend. Jana gelang es nicht, sich auf eine Tätigkeit zu konzentrieren. Selbst die Bügelwäsche, die sie sich – zur Ablenkung – vorgenommen hatte, schmiss sie nach fünf Minuten ungebügelt in den Korb zurück und schaltete kurz darauf ihr Laptop an.
Warum, wusste, sie sich nicht zu erklären, aber sie hatte da so eine Ahnung…! Inzwischen war es halb zehn Uhr abends, von Holger kein Signal…!
Wie im Trance loggte sie sich in die Singlebörse, in der sie Holger kennengelernt – und die sie bis dato nicht wieder aufgerufen – hat, ein.
Ein Klick auf sein Profil – der „Er-ist-gerade-online“-Button blinkte ihr in giftgrün entgegen. Die Tatsache, dass er in diesem Moment online war, traf Jana wie ein Faustschlag.
Sie griff zum Telefon und rief ihre Freundin Katrin an. „Biste wahrscheinlich auf so`n Online-Casanova reingefallen“ kommentierte diese trocken und mit vollem Mund ihre soeben gemachte Entdeckung.
Hier endet der kleine Exkurs in die Geschichte von Jana, die in Wirklichkeit, so wie der Date-Kandidat auch, natürlich anders heißt.
Holger sollte sich einen Tag später bei Jana melden, mit einem unbefangen wirkenden Anruf, der – hätte Jana nicht die Information der Freundin und die Gewissheit, dass er schon wieder in der Singlebörse unterwegs war, gehabt – sie wohl hätte keinen Verdacht schöpfen lassen. Kein Wort von der anderen Frau in der Stadt.
Warum Jana zum Telefon griff und sich von mir beraten lassen wollte, ist schnell erklärt:
sie war unsicher, ob sie Holger nicht doch noch eine Chance geben sollte? Bis dato hatte sie ihn nicht mit dem, was sie wusste, konfrontiert.
Mein Ratschlag an sie: ziehen lassen! Wie die Freundin schon richtig erfasst hat, wird die Frau an seiner Seite, mit der sie ihn gesehen hat, kaum eine Verwandte, sondern mit Sicherheit ein Singlebörsen-Date, gewesen sein. Eben so wenig wird er sich abends ins Online-Dating eingeloggt haben, um sich von dort abzumelden (was ich bereits persönlich, in einer ähnlichen Situation, als Ausrede zu hören bekam).
Deshalb: hält man an einem Mann fest, der in einer intensiven Kennenlernphase von einer gemeinsamen Zukunft spricht, aber munter weitere andere Frauen trifft, darf man in Sachen Treue und Ehrlichkeit von diesem Kandidaten nicht allzu viel erwarten.
Anders sähe das natürlich aus, wenn es bis dahin nur ein, zwei Dates gegeben hätte, die alles und nichts bedeuten können.
Denn – auch das sage ich Frauen, die mich um Rat fragen, immer wieder -: zu diesem Zeitpunkt ist es ganz und gar nicht legitim, zu recherchieren, ob er noch anderweitig datet oder nicht. Auch wen-datet-er-noch.de.de wurde für solche Fälle nicht geschaffen, sondern richtet sich an Frauen, die in sehr weit fort geschrittenen Kennenlernphasen, in Beziehungsauftaktphasen und – natürlich – in festen Beziehungen sind.
Der Fall von Jana war allerdings keine „Ein,zwei“-Dates-Geschichte mehr.
Ich bin mir sicher, dass sie die – für sie – richtige Entscheidung in Sachen „Holger“ getroffen hat.
Herzlichst,
Linda-Tabea Vehlen
Bildnachweis: Pexels.com, www.pexels.com
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