In der letzten Woche ging es in den Medien mal wieder heiß her.
Untreue, Kennenlernen und Partnerschaften in Zeiten des Internets, das Ende der monogamen Beziehungen – in Diskussionen und Beiträgen drehte sich vieles um brisante zwischenmenschlichen Themen.
Wer althergebrachte Werte noch schätzt und die Lebenspartnerschaft mit EINEM Partner als selbstverständlich ansieht, kann hier schnell das Gefühl haben, einer naiven Illusion nachzuhängen.
Hört man die verschiedenen Beiträge von Betroffenen, Meinungsmachern und Experten, kann man als normal denkende Frau schon ziemlich ins Grübeln kommen (mit „normal“ meine ich die Vorstellung der meisten weiblichen Zeitgenossinnen, mit einem Mann eine Familie zu gründen oder auch nicht, mit ihm zusammenzuleben, den EINEN für`s Leben zu finden / zu haben – natürlich heißt das nicht, dass andere Lebensformen unnormal sind).
Da ist die Rede von mehreren Partnern parallel, von offenen Beziehungen, in denen jeder auch mit anderen Personen erotische Abenteuer erleben kann, von Leuten, die fast nur One-Night-Stands haben, vom Reiz, erotische Abenteuer mit dem eigenen Geschlecht zu erleben, vom Naturell der Männer, die nun mal nicht wirklich treu sein können (und wollen?), von Lebensabschnittspartnern und, und, und…..
Alles Lebensmodelle, die auch gelebt und – bedingt durch unser Internetzeitalter – auch forciert werden.
Der Anspruch, mit dem wirklich Richtigen sein Leben zu verbringen, durch dick und dünn mit ihm zu gehen und sich gegenseitig treu zu sein, wirkt auf manche Leute fast schon antiquiert.
Allerdings: die Betonung liegt auf „manche Leute“. Darunter sind selbstredend jede Menge Exoten, schräge Vögel, Lebenskünstler, Prominente und VIP´s.
Diesen Menschen wird aufgrund ihrer Bekanntheit und / oder Verrücktheit – je nach dem – natürlich oft eine öffentliche Plattform, ihre Meinung zu vertreten, geboten.
Wir hören staunend, dass selbst manche Frau sieben Liebhaber gleichzeitig hat, dass es manchen Paaren nichts ausmacht, eine offene Beziehung zu leben, manche Leute so regelmäßig in Pärchenclubs gehen wie andere Leute zum Rückenkurs, der Ausflug in erotische Abenteuer mit dem eigenen Geschlecht fast schon zum guten Ton gehört und so manche Singles sich generell nur einen Lebensabschnitts-, aber keinen Lebenspartner suchen.
Ein kunterbuntes Gemisch verschiedener Lebensmodelle, die eines gemeinsam haben: sie sind selten.
Die Dauerberieselung unserer Medien jedoch sendet eine andere Botschaft:
und zwar die, die glauben machen möchte, diese „Ausnahme-Lebensmodelle“ seien republikweit an der Tagesordnung.
Was natürlich nicht stimmt, aber den einen oder anderen durchaus verunsichern kann.
Sollte es aber nicht, denn es ist hier so ähnlich, wie mit den Modestrecken in den allermeisten Frauenzeitschriften.
Dort so gut wie immer Outfits gezeigt, die alles in allem schnell mal über tausend Euro kosten. Da steht dann häufig „Rock: 350,00 ?, Bluse: 800,00“ und viele Frauen denken vielleicht: können sich das die anderen Frauen alles leisten?
Nein, können Sie nicht!
Es wird halt die Illusion übermittelt, dass alle Welt genau diese Teile trägt („das trägt man jetzt…“). Was ja nicht stimmt. Denn nur ein kleiner Teil der weiblichen Gemeinde trägt Couture- oder Designermode. Die anderen tragen andere oder gar keine Marken.
Und sehen verdammt gut damit aus.
Deshalb möchte ich, auf meine Eingangsfrage antwortend, sagen:
nein, es ist absolut nicht naiv, an die ewige Liebe zu glauben und einander treu zu sein!
Im Gegenteil: es kann sehr zufrieden, innerlich ausgeglichen und nicht zuletzt von innen heraus schön machen, sich solch` ein Lebensmodell zu wünschen oder es bereits zu leben.
Es wirkt eher befremdlich, zu erleben, wie manche Leute die Lust am erotischen Abenteuer mit anderen Menschen, als dem eigenen Partner, propagieren. Oder es als ganz selbstverständlich ansehen, sich erst mal jemanden für die nächsten Jahre, den nächsten Lebensabschnitt – aber nicht für immer – zu suchen.
Alles im Leben folgt einem gewissen Strom, der von der Natur geschaffen ist.
Und dazu gehören nun mal keine -zig Partner parallel oder die Erfahrung, in einem kitschig-schwülstigem Ambiente auf profanen Matrazen, zwischen fremdschweißgebadeten Nackten, Sex zu haben.
Sondern sehr wohl die – absolut schöne – Vorstellung, einen dauerhaften, festen Begleiter auf der großen Lebensreise an der Seite zu haben.
Das ist niemals naiv!
Glauben Sie daran und leben Sie es!
Wenn es gut läuft, dann hat man wohl den Gipfel des Glücks erklommen!
Ich wünsche es Ihnen.
Herzlichst,
Linda-Tabea Vehlen
Bildnachweis: Fotolia © Marcito #30846228
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