Führt, wer im Traumhaus sitzt, auch ein Traumleben, eine Traumbeziehung?
Das hat sich bestimmt schon mancher immer mal gefragt, wenn er an wunderschönen Häusern und Villen vorbei fuhr. Oft kommt man aus dem Staunen nicht heraus, doch auch hier gilt: „unter jedem Dach ein ACH“!
Dass sich dieser Spruch mehr als genug bewahrheitet, erfuhr ich kürzlich bei einem Klassentreffen. Mein ehemaliger Banknachbar, Enrico, mit dem ich mir Jahre die Schulbank teilte, ist nämlich ein Besitzer eines sogenannten „Traumhauses“.
Wie man wusste, lebte er dort mit Frau und Kind noch immer in der Stadt, in der wir alle zur Schule gegangen sind.
Da ich ihn lange nicht gesehen hatte und Treffen wie dieses ja dazu da sind, dass man sich mal wieder austauscht, fragte ich ihn auf dem Klassentreffen, wie es denn ihm so ginge und was die Familie so macht?
Augenblicklich trübte sich sein Blick, er wurde traurig. „Ach“ sagte er „meine Frau und ich führen eine besondere Beziehung“. Eine besondere Beziehung? Ich hakte nach.
Und erfuhr, dass seine Frau und er – die Kinder sind lange aus dem Haus – zwar UNTER einem Dach, aber lange nicht mehr MITEINANDER lebten.
„Ist einer von euch fremdgegangen“? fragte ich nach. Denn wie ich aus vielzähligen Erfahrungsberichten von Frauen, die über das Fremdgeher-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de einen untreuen Mann entlarvt haben, weiß, rangieren Fremdgehen, Seitensprünge oder gar Parallelbeziehungen noch immer ganz vorn bei den Gründen der Trennung zwischen Paaren.
„Ach wo“ – Enrico schüttelte den Kopf. „Wir haben uns total auseinandergelebt“.
Auf die Frage, warum sie sich nicht auch räumlich trennten, entgegnete er: „wir haben uns mit dem Haus und alles was darin ist, so viele Träume verwirklicht, so echt verzichten drauf mag niemand von uns beiden“.
Er erzählte mir, wie eisern sie gespart und wie beharrlich sie das Haus ihrer Träume vor vielen Jahren hergerichtet haben – mit viel Geld, mit vielen Extras.
„Tja – und nun hat halt jeder seinen eigenen Bereich dort, wir gehen uns mehr oder weniger aus dem Weg“ ließ mich Enrico wissen. Es war nicht nur bedrückend, zu hören, was er erzählte, auch er selbst wirkte traurig und niedergeschlagen.
Wahrscheinlich tut keinem der beiden diese vermeintlich pragmatische Lösung gut.
Allerdings gibt’s auch kein Patentrezept für so eine Situation. Das Paare sich „auseinanderleben“ wie man so schön sagt, kommt ja täglich vor. Eigentlich zu oft, wenn man es genau nimmt. Denn leider heißt das ja nichts anderes, als dass man an dem einstigen Traummann oder der einstigen Traumfrau null Interesse mehr hat, der ganze Mensch im Auge des anderen zu einer nichtssagenden Hülle geworden ist.
Gründe dafür werden zur Genüge angeführt, kein Bauchkribbeln mehr, zu viel Alltag, zu viel Stress, keine Erotik mehr….das Übliche eben.
Den wenigsten Menschen scheint es zu gelingen, den anderen, den Partner, als vertraulich-freundschaftliches Pendant zu sehen und den Alltag im Beziehungsleben eben auf dieser Basis zu gestalten – wenn das Prickeln verflogen ist. Natürlich soll niemand an der Seite eine Partners leben, für den er nichts empfindet, aber immerhin hatte man ja mal viel Gemeinsames.
Von den Interessen über das Hobby bis zum gleichen Werteverständnis: das alles ist ja nicht weg, wenn der Alltag zuschlägt oder / und die Erotik nachlässt.
Allerdings ist genau das für die meisten Männer und Frauen aber der Gradmesser innerhalb einer Beziehung. Grauer Alltag statt liebestrunkenem Taumel – und schwupp steht die Option „Trennung“ im Raum. Da kann dreimal noch das Gefühl von Verbundenheit, Freundschaft und Vertraulichkeit da sein – es wird geopfert zugunsten der Aussicht auf ein Leben voller neuer Romantik-Gefühle, dem großen Kribbeln, einem vielleicht noch aufregenderem Partner!
Sind Kinder im Spiel, ist das oft doppelt töricht, denn wie – frage ich – haben sich unsere Eltern und Großeltern durch Jahrzehnte der Gemeinsamkeit navigiert, wenn nicht durch eine tiefe Verbundenheit, die größtenteils aus Vertrauen und Freundschaft bestand?
Zumal – auch diese Erfahrung dürften die allermeisten von uns schon gemacht haben – mit einem neuen Partner und einer neuen Beziehung die „Schmetterlinge“ oft nur kurz zu Gast sind – und der gewöhnlich-schnöde Alltag gewiss auch dann zuschlägt, wenn man mit dem sexiesten Partner auf diesem Planeten zusammen ist. Ich könnte wetten, selbst Angelina Jolie würde das unterschreiben!
Dies soll freilich kein Plädoyer für eine lieblose Beziehung, in der man um jeden Preis verharren muss, sein – absolut nicht!
Aber mehr Rückbesinnung auf bewährte Werte – das kann gut tun. In allen Lebenslagen, besonders aber innerhalb von Beziehungen.
Zurück zu meinem Klassenkameraden Enrico: statt dass beide in dem schicken Haus – jeder für sich – trist und womöglich frustriert vor sich hin leben und ja doch keiner ausziehen mag, wäre es ja vielleicht eine Option, aus dem was – außer der Liebe und dem erotischen Prickeln – mal war, eine Basis zu gestalten.
Eine Basis, die ein schöneres, gemeinsames Leben unterm Traumhaus-Dach ermöglicht: als gute Freunde. Vielleicht reißt mein ehemaliger Klassenkamerad ja sein Ruder des Lebens dahingehend noch einmal rum?
Herzlichst, Linda-Tabea Vehlen, auf Facebook unter: https://www.facebook.com/lindatabea.vehlen
Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/48830513 – Datei: #48830513 | Urheber: Petair
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