Warum Fremdgehen Alltag ist – Beziehungscoach Dr. Konrad im Interview

„Fremdgehen ist Alltag“ – diese Feststellung kommuniziert Dating- und Beziehungscoach Dr. Jochen Konrad.

Er ist Experte auf dem Gebiet des Zwischenmenschlichen und publiziert regelmäßig Regeln für`s erste Date, Tipps und Tricks, um den Traummann zu finden und jede Menge Ratschläge aus dem wahren Leben in Sachen „Beziehung & Flirt“.

Was es mit der Aussage zum Fremdgehen auf sich hat, wollte ich genauer wissen, und habe Dr. Konrad, der auch für Presse und Fernsehen ein immer wieder gefragter Gesprächspartner ist, befragt.

Im Internet hat er den besagten Themen außerdem eine eigene Website gewidmet: www.daserstedate.de.

Hier das Interview:

Linda-Tabea Vehlen:

In einem Ihrer letzten Artikel sagen Sie offen, dass Fremdgehen heutzutage Alltag ist. Woraus ziehen sie diese Schlüsse?

Dr. Jochen Konrad:

Eine ganz einfache Methode ist eine Web-Suche nach Statistiken – dort findet man Zahlen, die zeigen, dass ungefähr die Hälfte aller Männer und Frauen fremdgehen.

Frauen haben hierbei sogar vermutlich einen kleinen Vorsprung und betrügen ihre Partner etwas mehr als Männer ihre Partnerinnen. Gleiches ist in diversen wissenschaftlichen Publikationen aus beispielsweise der Psychologie oder Soziologie zu finden.

Ich finde vor allem den Schluss interessant, der sich aus den weltweit nahezu gleichen Zahlen der sogenannten Kuckuckskinder ergibt – den schätzungsweise fünf bis über zehn Prozent von Kindern, die nicht von dem Vater stammen, von dem sie meinen gezeugt geworden zu sein. Hier wurde also jedem zehnten Mann wissentlich die Vaterschaft eines Kindes untergeschoben.

Geht man davon aus, dass gerade beim Betrügen versucht wird, eine Schwangerschaft zu verhindern, so sind diese Zahlen doch erstaunlich. Wenn man diese Kinder zum Großteil als ungewollt betrachtet, so kann man sich leicht vorstellen wie viel Sex denn da außerhalb der Partnerschaft vor sich geht, wo eben kein „Unfall“ passiert.

In mehr als der Hälfte alle Beziehungen wird also betrogen – das ist nicht nur eine kleine Ausnahme. Das ist Alltag und gehört zur Art wie wir im Moment unsere Beziehungen führen!

Linda-Tabea Vehlen: Worin unterscheidet sich männliche und weibliche Untreue?

Dr. Jochen Konrad:

Aus meiner Praxis als Beziehungscoach, den vielen Zuschriften meiner Leser und diversen Umfragen, gibt es ganz grundlegende Unterschiede bei den Gründen für Untreue. Frauen scheinen vor allem aus sexueller Unzufriedenheit und aus Zweifel an der aktuellen festen Beziehung zu betrügen. Hinzu kommt vor allem bei uns in Deutschland die Einstellung vieler Frauen, ein Recht auf sexuelle Abenteuer zu haben, was man sich entsprechend einfach nehmen darf – solange es nicht herauskommt.

Männer haben grundsätzlich viel mehr direktes sexuelles Interesse an einer großen Anzahl von Frauen, und werden nur aus Mangel an Gelegenheit, wenig Selbstbewusstsein, Angst vor dem Auffliegen und moralischen Gründen davon abgehalten, ihre Partnerin zu betrügen. Daher haben Frauen beim Fremdgehen zahlenmäßig auch die Nase vorn.

Frauen betrügen wesentlich schlauer als Männer – verhalten sich weniger auffällig und müssen weniger prahlen als Männer. Dabei haben sie auch noch das Glück, dass Männer einfach ein wesentlich schlechteres Gefühl für ungewohntes Verhalten ihrer Partnerinnen haben und normalerweise auch erst dann eifersüchtig und aktiv misstrauisch werden, wenn es überdeutliche Anzeichen für betrügerisches Verhalten ihrer Partnerinnen gibt. Frauen vermuten und erkennen einen untreuen Partner also wesentlich früher und suchen aktiver nach Beweisen.

Beim Betrügen selbst verhalten sich beide Geschlechter relativ gleich – die Männer nur automatisch wesentlich unvorsichtiger und weniger diskret. Interessanterweise erscheinen Frauen in den Augen der Männer mit denen sie ihre Partner betrügen oft als „eiskalt“ – da wird schon gleich am Anfang unmissverständlich klar gemacht, dass es sich um eine rein sexuelle Angelegenheit handelt, denn man hat ja einen festen Partner. Männer tendieren hier zu unklarem Verhalten und Lügen, bzgl. des eigenen Beziehungsstatus??, ernsten Absichten usw.

Linda-Tabea Vehlen:

Stichwort Dating – ich bekomme unheimlich viele Zuschriften und Anrufe von Frauen, die die Unehrlichkeit von Männern aus Singlebörsen beklagen. Sprich: schon weit in der Kennenlern- bzw. Beziehungsauftaktphase, finden viele Frauen heraus, dass ER sich beim Online-Dating noch nicht abgemeldet hat und weiter dort aktiv ist. Wo ist hier die Grenze zwischen „alles noch erlaubt“ und bereits „hintergehen“?

Dr. Jochen Konrad:

Hier legt uns die deutsche Kultur einige Hindernisse in den Weg: Da heute ja nahezu alles erlaubt ist und kaum noch Regeln für Beziehungen zu existieren scheinen, gibt es keine klaren Grenzen mehr dafür, wo Beziehungen beginnen und ab wann man welches Verhalten zu zeigen hat. Man mag oft die Sache mit der „ernsten Beziehung“ kaum aussprechen und verbleibt lieber – aus Angst – in einem unklaren Zustand.

Wenn man also nie ausgesprochen hat, in welcher Phase der Beziehung man sich gerade befindet, hat das Gegenüber vielleicht einen ganz anderen Eindruck vom momentanen Stand der Dinge. Wurde jedoch genau besprochen, welche Art der Beziehung man führt und einer der Partner verstößt gegen diese Absprache, so ist das ganz klar Hintergehen. Belässt man alles im Unklaren, so hat man sich selbst in einen Beziehungszustand manövriert, in dem tatsächlich „alles noch erlaubt ist“.

Natürlich muss man hier mit einem Augenzwinkern nachfragen, was denn die ganzen Frauen noch in den Singlebörsen machen, wo sie diese Männer beobachten, die sich da noch nicht abgemeldet haben. 😉

Linda-Tabea Vehlen:

Sie sind Experte für Dating, haben insbesondere viele Tipps für das erste Date parat. Was ist speziell für Frauen wichtig beim „ersten Date“?

Dr. Jochen Konrad:

Auch hier ist das Ziel: Klarheit!

Wenn man vorher schon weiß, was man mit dem Date erreichen möchte, so kann man viel leichter eine gute Strategie entwerfen: Will man ihn sofort ins Bett bekommen, so ist das eine ganz leichte Sache. Wie vorhin schon erwähnt: 99,9% aller Männer leben in einer Welt aus Wunsch nach schnellem Sex und gleichzeitigem Frauenmangel.

Macht man hier als Frau gleich mit, dann führt das häufig zum typischen Frauenproblem: Er meldet sich nicht mehr!

Denn egal ob das stimmt oder nicht: Der Mann vermutet hier eine Frau, die das mit allen anderen Männern auch genau so macht – womit eine feste Beziehung ausgeschlossen ist.

Hat man ernstere Absichten, wird die Sache schon etwas komplizierter: Von einer potenziellen Partnerin wünschen sich Männer vor allem positive Eigenschaften wie Treue und Mütterlichkeit – also eine positiv eingestellte, freundliche und schon fast mütterliche Frau.

Ich weiß, wie unangenehm das für viele Frauen klingt, daher möchte ich auch extra betonen, dass Männer fast ausnahmslos eine gleichberechtigte und selbstständige Partnerin suchen, und auf keinen Fall auf eine unterwürfige Frau ohne eigene Meinung. Beim ersten Date kommt es also darauf an, genau diese Eigenschaften zu zeigen.

Ein gutes physisches Erscheinungsbild ist hier selbstverständlich auch hilfreich – wobei „weiblich“ im Vordergrund steht, jedoch nicht übertrieben aufgebrezelt, sondern eher ganz natürlich. Das heißt jedoch nicht wie zuhause auf dem Sofa – nicht umsonst zeigt uns hier die evolutionäre Psychologie einige ganz grundsätzliche Attraktivitätsmerkmale für Frauen: Schönes, glänzendes Haar, weibliche Körperformen, Jugend und Gesundheit – hier kann man viel mit Kleidung und dezentem Makeup erreichen.

Am wichtigsten ist jedoch, dass man beim Date Spaß miteinander hat und einfach ausprobiert, ob man locker und entspannt mit der anderen Person auskommt.

Frauen tendieren hier dazu, aktiv nach Ausschlusskriterien zu fahnden – der Mann wird so lange beobachtet, bis er irgendetwas macht, was ihn komisch erscheinen lässt. Wartet man auf so etwas, dann wird man auch recht schnell fündig – und zwar bei jedem Mann!

Ebenso schwierig macht man es sich als Frau, wenn man mit dem Bild eines Traummannes im Kopf beim Date erscheint – man wird automatisch enttäuscht. Das liegt schließlich schon im Namen: Der Traum-Mann. Den gibt es nicht – sehr wohl aber eine gar nicht so kleine Anzahl von Männern, die dem Idealbild schon recht nahe kommen.

Der beste Tipp fürs erste Date: Locker und entspannt an die Sache gehen, Spaß haben und aktiv nach guten Dingen im Gegenüber suchen!

Herr Dr. Konrad – vielen Dank für das Gespräch, ich denke, so manche Leserin bzw. Nutzerin von www.wen-datet-er-noch.de kann daraus den Bezug zu der einen oder anderen persönliche Sitaution ganz bestimmt herstellen!

Linda-Tabea Vehlen, auf Facebook unter http://www.facebook.com/home.php#!/lindatabea.vehlen

Bildnachweis: Fotolia, #39572656 © Margarita Borodina

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