Dieser Tage stieß ich im Netz auf ein typisches „Kummerkasten-Tanten“-Thema. Wenn man das mal so sagen darf…!
Es ging um eine Frau, die irgendwo als Sekretärin im Vorzimmer eines Chefs saß und durch einen dummen Zufall mitbekommen hatte, dass ihr verheirateter Chef mit einer anderen Frau eine Parallelbeziehung führte. Und das wohl schon ziemlich lange…!
Sie vertraute diese Situation einer virtuellen „Kummerkasten-Tante“ im Netz an, auf einer eigens dafür eingerichteten Plattform, wo Menschen Probleme aller Art posten und auf eine „Kummerkasten-Tanten“-Antwort zählen konnten.
Die Antwort dieser virtuellen „Ratschlags-Frau“ auf die Sache mit dem Chef und seiner Geliebten war eindeutig und klar: „Mund halten – weil vertrauliche Angelegenheit des Chefs!“.
So weit – so gut.
Da ich – wie viele vielleicht wissen – ja nun täglich mit dem Thema „Fremdgehen“, „Zweitbeziehung“, „Paralleldating“, „Doppelleben“ und „Lügen“ zu tun habe – im Zusammenhang mit unserem Fremdgeher-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de – machte ich mir so meine eigenen Gedanken zu dem Fall und überlegte, welchen Ratschlag ich gegeben hätte. Oder wie ich handeln würde, wenn ich diese betroffene Sekretärin wäre, die nun mit der Untreue ihres Chefs konfrontiert ist.
Gar nicht so einfach, die Sache.
Denn fast würde ich zu zwei Varianten neigen: die des Schweigens wäre eine. Dass ich also gar nichts mache, sondern so tue, als hätte ich die Info, dass mein Chef noch eine andere Frau hat und fremdgeht, nie erhalten.
Allerdings frage ich mich, ob es eine Ehefrau, die nichts vom Fremdgehen ihres Mannes ahnt, nicht verdient hat, die Wahrheit zu erfahren? Wie oft hört man von betrogenen Frauen, die sich irgendwann von einem untreuen Mann getrennt haben (nachdem seine Untreue ja dann doch irgendwie raus kam….): „…tja, alle haben es damals gewusst, nur ich nicht – mir hat man nichts gesagt!“.
Dies ist ein wirklich häufiger Ausspruch von getrennten oder/und geschiedenen Frauen, die im Rückblick über ihre Beziehung mit einem Fremdgänger sprechen.
Ist Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, sicher auch schon einmal zu Ohren gekommen.
Allerdings: hätte man als Außenstehende wirklich das Recht, eine Frau über die Untreue ihres Mannes aufzuklären? Ist nicht die Position einer Sekretärin ja auch stets und ständig mit absoluter Diskretion verbunden? Ja – natürlich!
Aber: eine Sekretärin ist auch immer eine Frau mit eigenen Gefühlen, Erfahrungen und Ansichten.
Vielleicht ist sie ja selbst schon einmal übel von einem Mann betrogen und belogen wurden, hat erfahren wie es ist, wenn man meint, DEN Mann des Lebens getroffen zu haben, er aber noch parallel eine Frau hatte? Oder gar ein notorischer Fremdgänger war…!
Hat nicht eine solche Frau vielleicht auch Solidarität mit der Betrogenen? Ganz bestimmt!
Nur – wie umgehen in einer solchen Situation, wenn einen das Schweigen darüber belastet?
Der Ehefrau heimlich und anonym mitteilen, dass ihr Mann fremd geht? Oder tatsächlich eisern schweigen, nach dem Motto: „es ist nicht mein Leben“?
Schwierige Frage – ganz schwierig.
Ich plädiere – obwohl ich, das wissen die meisten, absolut gegen jede Form der Untreue und des Fremdgehens bin, zu Version zwei.
Zum Schweigen.
Auch weil nicht bekannt ist, wie das Innenverhältnis des Paares überhaupt aussieht. Haben sie sich vielleicht gar den Freibrief für das Fremdgehen gegeben, irgendwann? Sich darauf verständigt, dass man (FRAU) es gar nicht wissen will, wenn ER ein Verhältnis mit einer anderen Frau hat?
Zudem kann es gut und gerne auch sein, dass die Frau diese Info wider Erwarten vielleicht ja auch schon hat und sich sagt: „gut – okay, ist so, derzeit kann (oder möchte) ich nichts gegen die Untreue meines Mannes unternehmen“.
Es ist ja nicht selten so, dass gerade gutsituierte Unternehmer-Gattinnen oder andere Partnerinnen, von Männern, die gut verdienen, die Tatsache, dass er untreu ist, entweder verdrängen oder eben auch bewusst in Kauf nehmen.
Diesen Frauen unterstellen zu wollen, sie wollen nur ihr schönes Leben zwischen Gucci-Tasche und Sylt-Trip behalten, wäre aber wohl dennoch ungerecht und griffe zu kurz.
Denn bei den allermeisten Familien hängt neben den emotionalen Dingen auch ganz vieles dran, was eher im Bereich der Sachwerte einzuordnen ist.
Ein gemeinsames Haus oder mehrere Immobilien, ein gemeinsamer Baukredit, Fahrzeuge – bei manchen sogar ein ganzes Unternehmen.
Und – an allererster Stelle natürlich und ganz wichtig: gemeinsame Kinder!
Ganz klar, dass viele Frauen, die um das Fremdgehen des Mannes wissen oder auch nur zufällig davon erfahren, trotz der Umstände keine Trennung veranlassen, sondern das Leben an der Seite des untreuen Mannes (erst mal) weiterführen.
Eine Variante allerdings von mehreren.
Genauso viele Frauen gibt es selbstverständlich auch, die – erfahren sie, dass ihr Partner sie mit einer anderen betrügt – nahezu auf der Stelle die Koffer packen und ohne Wenn und Aber den Scheidungsanwalt aufsuchen.
Weil das aber keine(r) wissen kann, ist in dem erwähnten Fall – meiner Meinung nach – wirklich nur Schweigen das viel gepriesene Gold.
Nicht zuletzt würde die in dem Fall erwähnte Sekretärin ja auch ihren Job riskieren – nähme man mal an, sie macht die Frau ihres Chefs auf sein Fremdgehen aufmerksam. Selbst wenn dies anonym geschieht, würde doch wohl der Verdacht rasch auf sie fallen.
Da der angestellten Sekretärin die Hintergründe der Beziehung nicht bekannt sind (und auch überhaupt nichts angehen) und sie ja vielleicht den anonymen Hinweis tatsächlich einer Gattin geben würde, die um die Untreue ihres Mannes weiß, aber keine Konsequenz ziehen mag, gäbe es nur sie als Verliererin.
Und das Arbeitszeugnis dürfte in einem solch sensiblen Fall wohl auch nicht gerade zugunsten der mitteilsamen Ex-Mitarbeiterin ausfallen….!
Also: drum prüfe, wer ein Geheimnis weiter zu geben gedenkt! Es könnte sich als Bumerang erweisen….!
Herzlichst,
Linda-Tabea Vehlen, auf Facebook unter: https://www.facebook.com/lindatabea.vehlen
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