LVZ 1.2.14Es gibt viele Leute, die am Wochenende mal so durch die Kontaktanzeigen ihrer Zeitung lesen. Ich – die ich für so manchen aus dem Freundeskreis immer mal Kontaktanzeigen oder Texte für`s Singlebörsenprofil erstelle – gehöre dazu. Schon aus Interesse, wie die Leute sich dort textlich präsentieren. Und weil es doch auch was hat, sich am Familien-Frühstückstisch, zwischen Toast, Marmelade und Ei, mit den Lieben auch mal ein paar Lacher auf Kosten der wirklich extrem komisch formulierten Annoncen zu gönnen…

In letzter Zeit fällt mir jedoch auf, dass zwischen den – immer noch etwas antiquiert anmutenden – Kontaktanzeigen immer mehr Inserate stehen, mit denen Männer (Frauen überhaupt nicht – komisch?!) Affären, Zweitbeziehungen und Sexabenteuer suchen.

Bei um die rund 30 Anzeigen in der Rubrik „Er sucht Sie“ sind um die 10 Anzeigen dabei, wo gebundene bzw. verheiratete Männer am Suchen sind. Unverblümt wird der Beziehungsstatus („er ist gebunden“) mit rein geschrieben.

Dass es solche Anzeigen schon immer gibt und gab, ist klar. Allerdings finde ich, wirken Sie zwischen den Inseraten der (den Anzeigen-Inhalten nach zu urteilen) ernsthaft Suchenden deplatziert. Irgendwie auch derb und mit einem Anflug von Obszönität, aber letzteres ist wahrscheinlich meine persönliche Sichtweise.

Wird doch ganz direkt z. B. nach einer Frau gesucht, die – so der Originaltext – „gern das Jagdhorn zum Finale bläst“.

Und zwischendrin die alleinstehende Mutter mit Mitte Dreißig und Kind…..die via Annonce nach dem Mann des Lebens inseriert.

Passt alles nicht und ich frage mich, warum die Zeitung – in meinem Fall die LVZ, „Leipziger Volkszeitung“ – das so  mitmacht. Obwohl es auf derselben Seite eine Rubrik „Treff“ gibt. Soll doch da die Anzeige von dem Typen untergebracht werden, der auf die jagdhornblasende Frau wartet! Und die anderen Inserate der gebundenen Männer gleich mit.

Denn noch immer, so meine ich, schreibt sich die LVZ auf die Fahne, ein seriöses Medium zu sein. Generell schwebt die Frage im Raum, ob derlei Anzeigen überhaupt in den althergebrachten Bekanntschaftsmarkt passen. Klar, auch eine solche Zeitung muss „mit der Zeit gehen“ und es ist ja auch eine Tatsache, dass sich in der heutigen, unverbindlichen Zeit sowieso viele nicht mehr fest binden (wollen). Klar.

Und viele noch parallel was am Laufen haben oder sich nach dem Motto „Freunde mit Extras“ zum unverbindlichen Sex treffen. Immer mal wieder. Man schaue nur auf den unsäglichen MINGLE-„Trend“, der dieser Tage überall propagiert wird.

Ich denke, das, was nun auf einmal als MINGLE deklariert wird ist aber schon eine ganze Weile präsent. Eine gewisse Unverbindlichkeit, der Hang zum Fremdgehen in festen Partnerschaften und – ganz klar – das vorsätzliche Parallel-Daten auch in sehr weit fortgeschrittenen Kennenlernphasen. Die vielen Erfahrungen, die uns Nutzerinnen des Portals www.wen-datet-er-noch.de, wo Lügner, Betrüger und Fremdgeher per Mausklick aufgedeckt werden können, übermitteln, sprechen für sich.

Und da wundert es mich nicht, dass sich unter die vielen Anzeigen, wo Männer ganz klar auf der Suche nach Affäre und Zweitbeziehung sind, auch Anzeigen mit dem Inhalt des Bindungswunsches mischen, die (auch wieder von männlichen Inserenten) jedoch eindeutig mit Kriterien wie „locker, ohne Stress, ohne Beziehungsstress“ usw. einhergehen.

Wirft man einen Blick auf die Rubrik „Sie sucht Ihn“ kommen einem solche Annoncen nicht mal ansatzweise unter.

Aber wehe, wehe – man oder – besser gesagt – FRAU thematisiert das öffentlich!

Da ist schnell die Rede von verdrehten Tatsachen oder/und Männerfeindlichkeit. Aber man muss nicht männerfeindlich sein, um festzustellen, was auf den besagten Kontaktanzeigen-Seiten schwarz auf weiß steht.

Man(-n) so scheint es, ist immer mehr auf der Suche nach der – bitteschön – pflegeleichten Beziehung, die gerne mit viel Erotik, doch mit wenig Verantwortung einhergehen soll. Sich auf den anderen einlassen, ein ernsthafter, wirklicher Dialog zwischen den Partnern, Vertrauen, echte Emotionen – Fremdwörter für viele männlichen Zeitgenossen, wie es scheint.

Kein Wunder, dass munter fremdgegangen wird, dass Kennenlernphasen oft gar nicht mehr die Chance haben, selbige zu sein oder dass gebundene Männer ganz selbstverständlich in Singlebörsen unterwegs sind. Die erwähnten Kontaktanzeigen sind dabei freilich nur die Spitze des Eisbergs. Wie wir ja alle wissen, spielt sich das pralle „Fremdgeher-Leben“ (leider) hauptsächlich im Internet ab. Millionenfach.

Dass Männer, die die Absicht haben untreu zu werden oder auf der Suche nach einer unverbindlichen Beziehung sind, sich nun aber auch schon zwischen den altmodischen Kontaktanzeigen tummeln, sagt nun alles…

Um diesen Beitrag praktisch zu untermalen, füge ich für interessierte Leserinnen einfach mal einen Auszug der Kontaktanzeigen-Seite der LVZ vom Februar 2014 bei.

Herzlichst,

Linda-Tabea Vehlen, auf Facebook unter: https://www.facebook.com/lindatabea.vehlen

Bildquelle: Privat-Scan aus LVZ 1/2. Februar 2014

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