Lässiger „Matula“-Charme oder doch Beruf ohne Klischee? Um das Berufsbild „Detektiv“ ranken sich oft fantasievolle Vorstellungen. Wir gingen dem nach und haben Jochen Meismann, Inhaber der Detektei APlus, interviewt.
Beim Wort „Detektiv“ denken viele an den Privatdetektiv „Matula“ aus dem Fernsehen. Das Klischee scheint sich festgesetzt zu haben – was ist dran?
J. Meismann: Eigentlich gar nichts. Matula beging in jeder Folge einige Straftaten, rannte mit gezogener Waffe durch die Gegend und gab sich bei Ermittlungen meist als Detektiv zu erkennen. Das hat mit Detektivarbeit in der Realität nichts zu tun, wohl ein Umstand, der dem Fernsehen geschuldet ist, denn die Schwarzwaldklinik hat auch wenig mit einem realen Arztalltag gemeinsam.
Wie kamen Sie zu diesem – nicht alltäglichen – Beruf und wie lange üben Sie ihn schon aus?
J. Meismann: Ich bin Detektiv in 2. Generation und wurde schon von meinem Vater, der schon seit den frühen 60ern Detektiv ist, während der Jugend mit zu Einsätzen genommen. Den Beruf selber übe ich seit mehr als 30 Jahren aus.
Wie muss man sich die Arbeit von Ihnen und Ihrem Team vorstellen?
J. Meismann: Ein Detektiv muss viel Geduld haben. Lange Wartezeiten sind gerade bei Observationen an der Tagesordnung. Neben dem operativen Einsatz stehen auch noch Recherchen im Büro auf dem Plan. In Verzeichnissen, Datenbanken und im Internet zu suchen ist normaler Detektivalltag. Tatsächlich sind aber viele Fälle höchst unterschiedlich gelagert, so dass ein hoher Abwechslungsfaktor vorhanden ist.
Welche Kundschaft überwiegt, die männliche oder weibliche?
J. Meismann: Die Zahl der männlichen und weiblichen Kunden hält sich in etwa die Waage. Tatsächlich sind es aber – gerade bei Privataufträgen – mehr Frauen als Männer, die bei uns anrufen. Wenn es aber dann um die Beauftragung geht, gleicht sich die Zahl ungefähr aus.
Sicher werden Sie kaum Details aus Ihrem Berufsalltag preisgeben können, aber können Sie ein wenig Einblick geben in Ihre Tätigkeit, wie arbeiten Sie? Es muss ja alles sehr diskret vonstatten gehen. Und – wie geht ein Detektiv eigentlich vor, damit er von der betreffenden Person nicht bemerkt wird.
J. Meismann: In der Tat leben wir davon, uns äußerst diskret zu verhalten. Daher ist bei jedem Einsatz die Wahrung der Diskretion das oberste Gebot. Wir handeln stets nach dem Motto Tarnung vor Wirkung. Um die Tarnung aufrecht zu halten, ist es notwendig, in der Menge unterzugehen. Keine auffälligen Frisuren, keine auffällige Kleidung, keine auffälligen Autos. Ein Detektiv hält sich stets diskret im Hintergrund.
Kommen auch Kunden aus emotional schwierigen Situationen – also eher so „aus dem Bauch raus“ – zu Ihnen?
J. Meismann: Die allermeisten Kunden haben ganz klare Verdachtsmomente und Indizien, wenn sie zu uns kommen. Hin und wieder gibt es aber auch Kundinnen, die erklären, sie hätten ein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt. Auf Nachfrage können sie das oft nicht konkretisieren. Einige erteilen dennoch den Auftrag einer Partnerkontrolle. Und was soll ich sagen – das Bauchgefühl bestätigt sich nur zu oft.
Was macht Ihnen am meisten Freude in Ihrem Beruf?
J. Meismann: Die Abwechslung und die Tatsache, dass wir vielen Menschen in wirklich schwierigen Situationen helfen können, endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Es ist auf Dauer nie schön, nicht zu wissen, ob man hintergangen wird oder nicht.
Gibt es aus Ihrer langjährigen Arbeit, was kurios, fatal, außerordentlich positiv oder anderweitig berichtenswert wäre?
J. Meismann: Die Palette der Dienstleistungen ist groß und kuriose Fälle gibt es immer wieder. Besonders kurios der Fall einer Dame, die noch vor der Novellierung des Namensrechtes bei Heirat dringend eine Frau mit einem bestimmten Namen suchte, die ihr neuer Partner heiraten sollte, um dann deren Namen annehmen zu können. Da die Kundin ihren Namen nur durch Heirat erworben hatte, konnte sie ihn bei der Heirat nicht weitergeben. Da aber die Kinder auch diesen Namen hatten, musste eine „Scheinehe“ her, damit später die gesamte Patchworkfamilie den gleichen Namen hatte. Es war kein einfaches Unterfangen, aber der Kundin konnte geholfen werden. Nach einer sehr kurzen Ehe, in der der zukünftige Mann der Kundin den Namen der geheirateten Frau annahm, ließ er sich wieder scheiden und behielt den Namen. Anschließend heiratete er die „Richtige“ und alle trugen den gleichen Namen.
Welche Fälle machen den Großteil Ihrer Arbeit aus?
J. Meismann: Überwiegend arbeiten wir für Firmen, primär zu Fällen aus dem Arbeitsrecht. Im privaten Bereich ist es tatsächlich die Kontrolle auf Fremdgehen, die den höchsten Anteil an den Aufträgen ausmacht.
Was raten Sie Personen, die befürchten, dass sie in der Partnerschaft, der Ehe, betrogen werden?
J. Meismann: Ruhig bleiben und Daten und Indizien sammeln. Nicht zu früh mit dem Verdacht herausplatzen, sondern erst Fakten schaffen, die den Verdacht belegen. Wer es nicht alleine schafft, kann gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Ein Privatdetektiv berät dann über die Möglichkeiten.
Bildnachweis: APlus
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